zeitgenössische Gedichte, die den Wahrnehmungsrahmen sprengen

von Petra Ganglbauer

Hermann Niklas: Wetter. Limbus Lyrik. Limbus, Innsbruck-Wien, 2020.

Es gibt wenige zeitgenössische Gedichte, die den Wahrnehmungsrahmen dermaßen sprengen wie die vorliegenden. 

Der Autor und politische Bildner Hermann Niklas legt nach „Konfrontationen“ nun einen Band vor, der die ganze Spannbreite und Tiefenschärfe der menschlichen Existenz, gespiegelt durch den Blick in den Himmel, die Befassung mit dem Wetter, anreisst. Ein herausforderndes Konzept.

Er beginnt mit dem Kapitel „Erdschicht“, setzt mit „Luftschicht“ fort und endet schließlich mit dem Kapitel „Grenzschicht“.

Wetterkapriolen und zwischenmenschliche aber auch gesellschaftspolitische Turbulenzen sowie Naturphänomene und aber eben auch Zerstörungsmuster finden in dem Buch ihren Niederschlag: „was wir nicht hören/ ist das Kreischen von Eis/ beim Schmelzen von Schnee…wir sehen nur Weiß/doch die Flocken sind schwarz/„ oder „der Beamten Münder/ verwaiste Tische/ der Staub liegt hoch“. Und in einem anderen Gedicht: „Schneedecken auf Häusern und falsch verstandenen/ Zweigen“.

Stets macht sich der Autor den Raum des weißen Blattes zunutze, er verfährt großzügig, stellt die Elemente des Lebens und der Sprache, der Natur und der Gesellschaft auf seltsam ästhetische Weise zueinander, lässt sie einander durchdringen, sodaß beim Lesen neue Formen, ungewöhnliche Assoziationen entstehen.  

Die Gedichte ihrerseits, nehmen mehr oder weniger Platz ein, agieren eindringlicher oder leiser, abrupter oder fragiler.  

In ihnen ist alles enthalten: ein Ich, ein Du, das Innen wie das Aussen  –  die Natur liegt in den Wörtern und diese in allem, was wir erfahren möchten. Und hier erfahren.

Ein empfehlenswerter Lyrikband!

https://www.bös.at/rezensionen/wetter-hermann-niklas/


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